Endlich wieder Vollgas!

Was kann sich ein flugbegeisterter Mensch mehr wünschen als historische Flugzeuge, kernig blubbernde Sternmotoren, grazile Segelflugzeuge, Doppeldecker, bunte Gleitschirme am strahlend blauen Himmel, dynamischen und eleganten Kunstflug, Hubschrauberrundflüge und eine optimale Versorgung mit Speis und Trank und das alles einen ganzen Tag lang?

Genau so verlief der Open Airport 2022, unser Tag der offenen Tür am vergangenen Fronleichnam.

Nach zwei Jahren Zwangspause freuten wir uns über die Gelegenheit, bei Interessierten aus der Region wieder Werbung für den Flugsport zu machen.

Besucherandrang und auch zwei historische Fahrzeuge beim Open Airport.

Der Vorstand hatte Kontakt zu zahlreichen Freunden aus Fliegerkreisen aufgenommen und konnte so eine beeindruckende Sammlung an interessanten Flugzeugen auffahren. Mit einer Bücker Bü 131 Jungmann und einer Focke-Wulf Fw 44 Stieglitz waren zwei Militärtrainer aus den 30-er Jahren vertreten. Beide Doppeldecker konnten aus nächster Nähe vom Publikum bestaunt werden. Die Flugzeuge sind voll kunstflugtauglich und haben sich in ihrer Zeit einen Namen gemacht.

Die Bücker Bü 131 Jungmann in authentischer Militärlackierung.
EMIL, eine Focke-Wulf Fw 44 Stieglitz ganz nah und fast zum Anfassen für alle Besucher.

Auch Exoten wie die Pützer Elster oder das Ultraleicht Ulf 2 waren vertreten und sorgten für Staunen.

Die Konstruktion der Pützer Elster – hier mit Pilot Matthias Schaub – geht teiweise auf den Doppelraab, ein Segelschulflugzeug zurück.

Highlight der Veranstaltung waren fraglos die Kunstflugvorführungen im Segel- und Motorflug. Fliegerarzt Dr. Benjamin Schaum und Kollegen waren vom Nachbarplatz in Gelnhausen mit ihren Yakovlev Yak-52 und Yak-54 angereist. Erstere ist ein voll kunstflugtauglicher Militärtrainer aus Sowjetzeiten, während die Yak-54 von 1995 bis 2005 als vollblütige Kunstflugmaschine in Saratow/Russland produziert wurde. Mit einem 9-Zylinder-Sternmotor und 360 PS erreicht sie 450 km/h und demonstrierte in zwei Kunstflugvorführungen eine beeindruckende Agilität und Wendigkeit.

Dr. Benjamin Schaums Yak-54, mit der er begeisternden Kunstflug zeigte.

Leise, aber nicht weniger beeindruckend ließ es Michael Hummel aus Vaihingen in einem DFS Habicht angehen. Das Segelflugzeug wurde 1936 konstruiert und hat mit seiner Optik und den Flugleistungen auch heute noch viele Fans. Die Kunstflugvorführungen waren musikalisch unterlegt und sorgten beim Publikum für Begeisterung. Das Flugzeug ist eine echte Rarität. Weltweit fliegen davon nur noch drei Exemplare. Diese sind jedoch allesamt Nachbauten neueren Datums.

Kunstflug mit dem Habicht, einem seltenen Oldtimer.

Gerne gaben die Piloten in Interviews Einblicke in ihr besonders Hobby und erklärten, warum es sie reizt, nicht immer nur geradeaus zufliegen.

Erstmals bevölkerten auch zwei Hubschrauber den Flugtag. Das Unternehmen Rotorflug aus Friedrichsdorf führte den Tag über Rundflüge in einem Bell JetRanger durch, während die Luftrettung der Bundeswehr einen SAR-Hubschrauber (Search and Rescue) von ihrem Standort in Niederstetten geschickt hatte. Interessierte konnten von den Piloten näheres über deren Ausbildung und Arbeit erfahren.

Mächtig Wind machte der SAR-Hubschrauber der Bundeswehr vom Stützpunkt Niederstetten.

Andreas Flegel von der Ukraine Air Rescue stellte die Arbeit des gemeinnützigen Vereins von Privatpiloten vor, die auf eigene Kosten dringend benötigte Medikamente nach Ostpolen an die ukrainische Grenze fliegen, die von dort in ukrainische Krankenhäuser weiterverteilt werden. Der LSV Seligenstadt-Zellhausen e.V. unterstützte die Arbeit mit einer Spendentombola, welche über € 4000 einbrachte. Neben zahlreichen Sachpreisen, gab es Rundflüge auf Hubschraubern und den vereinseigenen Maschinen zu gewinnen.

Die Piaggio P.149 von Andreas Flegel, welcher sie für die Ukraine Air Rescue einsetzt.

Diese fanden neben dem Showprogramm den ganzen Tag lang statt und waren vollständig ausgebucht. So hatten zahlreiche Interessierte die Gelegenheit, die Heimatregion einmal aus einer anderen Perspektive zu erleben und sich näher mit den Segelflugzeugen, der Motormaschine oder dem Ultraleichtflugzeug des Vereins vertraut zu machen.

Unsere Motormaschine, eine Robin DR400 Regent, absolvierte zahlreiche Gastflüge. Hier in guter Gesellschaft einer T-6, einem amerikanischen Militärtrainer aus den Zeiten des Zweiten Weltkriegs in authentischer Lackierung.

Auch die Freunde vom Gleitsegelclub Albatros aus Aschaffenburg bekamen die Möglichkeit, ihren leisen Sport vorzustellen, demonstrierten Flüge mit ihren Paraglidern und nutzten gemeinsam mit den Segelflugzeugen und den ortsansässigen Störchen die Thermik.

Genau so sehr wie an Fluggeräten zum Anfassen, erfreuten sich die Gäste am Speisen- und Getränkeangebot und zogen sich gerne in die schattige Flugzeughalle zurück, die eigens für diesen Zweck ausgeräumt worden war. Trotz des kühlenden Windes war es ein sehr sonniger Tag und die Vereinsmitglieder an der Getränkeausgabe hatten alle Hände voll zu tun.

Mindestens genauso beliebt wie die Flugzeuge waren Speis und Trank und geselliges Beisammensein.

Zuletzt freuten wir uns besonders darüber, dass der Tag organisatorisch makellos über die Bühne ging und es gelang, vor mehreren Tausend Besuchern Werbung für den Flugsport zu machen. Das Aufstellen eines interessanten Flugprogramms, die Abstimmung mit Behörden, die Koordination des Flugverkehrs, der Auf- und Abbau aller Gerätschaften und das Sorgen für das leibliche Wohl der Besucher waren eine herausfordernde Aufgabe. Am Ende war es nicht nur für die Besucher ein toller Feiertag, auch für den Verein bleibt Freude, Stolz und Gemeinschaftsgefühl, weil man zusammen ein großes Event auf die Beine gestellt hat. Endlich wieder Vollgas!