Ein Treffen mit Folgen – Wie alles begann

Im Jahr 2021 jährte sich die Gründung unseres Vereins zum 70. Mal. Alles begann am 13. April 1951. Damals trafen sich im Seligenstädter „Riesen“ eine Schar Flugbegeisterter, um hoffnungsvoll zu diskutieren, was bereits in der Luft lag: die Aufhebung, des seit 1945 in Deutschland geltenden Flugverbots.

Die Gründung des Vereins erfolgte dann am 25. Juli desselben Jahres. Bis zu einem ersten Flug sollten jedoch noch einige Jahre vergehen. Im Nachkriegsdeutschland waren die Mittel knapp und es gab noch nicht mal ein geeignetes Fluggelände. Dieses fand sich 1957, als der Verein auf den Wiesen zwischen Zellhausen und Seligenstadt seinen Flugplatz einweihen konnte.

Das erste Flugzeug

Direkt nach dem Krieg fehlte es an vielem. So war es nicht wie heute einfach möglich, ein geeignetes Fluggerät zu kaufen. Es dauerte einige Zeit, bis aus dem Verein, der auf dem Papier stand, tatsächlich eine fliegende Gemeinschaft wurde. Das erste Flugzeug entstand komplett in Handarbeit. Es war ein „Einfachflugzeug“, welches mit unseren heutigen kaum Ähnlichkeit hatte.

Hier entsteht das erste Flugzeug des LSV, eine SG 38

Die SG 38, ein Schulungsgleiter aus dem Jahr 1938, konnte noch per Gummiseil mit Menschenkraft gestartet werden. Es bestand größtenteils aus Holz. Die Tragflächen und das Leitwerk waren mit Stoff bespannt. Der Pilot saß auf einem kleinen Brett, welches man kaum einen Sitz nennen konnte.

SG 38 in den zellhäuser Wiesen

Es wurde auf den Namen „Maawiwwil“ getauft und hatte seinen Erstflug am 06. Oktober 1957. Es wurde so gut behandelt, dass es sieben Jahrzehnte überstand. Es steht noch heute in der Halle des Vereins – leider nicht mehr in einem flugfähigen Zustand.

Die SG 38 flog auch mit sogenanntem Boot – eine Art Verkleidung des Cockpits

Der Flugplatz

Mit dem ersten Flugzeug und dem eigenen Platz war für die Flieger ein Traum in Erfüllung gegangen. Bei dem Fluggelände handelte es sich jedoch um pitschnasse Bruchwiesen und die Bebauung bestand aus einem Schuppen am Ortsrand von Zellhausen, der gerade groß genug war für die Winde, die SG 38 und eine kleine Werkstatt.

Bau der Holzhalle im Jahr 1967

Die folgenden Jahre

Es dauerte eine ganze Zeit bis sich aus einfachsten Verhältnissen ein Verein mit solider Ausrüstung und besserem Fluggerät entwickelte. 1967 wurde eine größere Holzhalle gebaut. In den 60er-Jahren kamen seinerzeit moderne Segelflugzeuge hinzu, die den kleinen „Maawiwwel“ in der Flugleistung um ein Vielfaches übertrafen.

1971 – Gemütlicher Flugbetrieb. Vorne zu sehen eine DO27
1971 – Der Flugplatz mit Vereinsheim und der ersten Flugzeughalle
1986 – Startwinde und VW Käfer im Flugbetrieb

Auch wenn die Technik und Aerodynamik von damals bei weitem nicht mit unseren heutigen Seglern mithalten kann, hat sich der Verein immerhin ein Flugzeug aus dieser Ära erhalten. Sie fliegen immer noch zuverlässig, sicher, gemütlich und können selbst schwache Thermik hervorragend nutzen. Unsere bildschöne Schleicher K8 mussten wir trotz allem in 2019 aus Altersgründen außer Betrieb nehmen. Ein gut erhaltener Nachfolger wurde jedoch bald gefunden, überarbeitet und geht in 2021 wieder in die Luft.

1993 – Bau unserer heutigen Startwinde damals noch auf anderem Fahrgestell

Der Verein heute

Heute hat der LSV Seligenstadt-Zellhausen e.V. ca. 160 Mitglieder und betreibt 10 Vereinsflugzeuge, davon drei Motormaschinen und sieben Segelflugzeuge. Wer heute fliegt, hat die Qual der Wahl zwischen einer vollwertigen Motormaschine, einem Motorsegler, einem Ultraleichtflugzeug sowie zwischen gutmütigen Schulungssegelflugzeugen und Hochleistungsmaschinen für den Überlandflug. Das Fluggelände wurde über die Jahre ausgebaut und eine weitere Wiese Richtung Seligenstadt erworben. Es bietet reichlich Platz für die parallele Nutzung von Motor- und Segelflugzeugen.

Ein ganz normaler Tag im LSV. Unseren Mitgliedern steht ein moderner Flugzeugpark zur Verfügung

Wir pflegen eine aktive Jugendarbeit und ermöglichen schon den Jüngsten, eigenständig zu fliegen. Als Höhepunkt des Jahres reisen wir jeden Sommer für unser Fliegerlager zwei Wochen zu einem anderen Flugplatz. Einmal jährlich laden wir die Anwohner zu einem Open-Airport ein und freuen uns, immer neue Menschen für den Flugsport begeistern zu können.