Ziemlich kühl – ziemlich cool

Das Fliegerlager unseres Vereins fand von Ende Juli bis Anfang August im norddeutschen Bückeburg auf dem Flugplatz Weinberg statt. Während wir im Vorjahr bei guten Streckenflugbedingungen und Temperaturen meist über 30° C häufig ins Schwitzen kamen, hatte Petrus für uns dieses Jahr anderes im Sinn. Zwei Wochen Fliegerlager verliefen bei meist bewölktem Himmel und gelegentlichem Regen anders ab als zuletzt. Das eher kühle Wetter war angenehm, sorgte aber auch dafür, dass kaum Streckenflüge durchgeführt werden konnten. Fehlender Sonnenschein unterdrückt die Bildung von Thermik, die der Segelflieger für längere Flüge benötigt. Eine Besonderheit war der stramme norddeutsche Wind, der die Piloten vor Herausforderungen stellte, jedoch auch Chancen bot.

Anspruchsvolles Fliegen

Dementsprechend rau ging es deshalb meist bei Flügen in der Platzrunde zu. In der unmittelbaren Nähe des Flugfeldes befindet sich das Wesergebirge, welches seinem Namen mit meist nur 250 Metern Höhe über dem umliegenden Land nicht wirklich gerecht wird. Der Wind folgt gezwungenermaßen dem Terrain und so entsteht beim Überqueren von Bergen eine Aufwindkomponente, die einem Segelflieger oft reicht, längere Zeit in der Luft zu bleiben. Bei meist vorherrschender Richtung Südwest befanden wir Piloten uns jedoch auf der „falschen“ Seite der Hügel, die man wohl nur in Norddeutschland Berge nennt. Hinter dem Kamm verwirbelte der Wind stark und sorgte im Platzbereich für Turbulenzen und Abwinde, die Platzrunden zu einer kurzen und lebhaften Angelegenheit machten.

Hangflug

Wer jedoch bei einem Windenstart genug Höhe gewann und die „richtige“ Seite des Hangs erreichte, konnte durch die Kraft des Windes teils stundenlange Flüge durchführen. Diese blieben im zweiwöchigen Fliegerlager meist auch die einzigen Streckenflüge. Erhoffte „Luftreisen“ mit Hilfe von Thermik fielen ansonsten eher kurz aus und waren selten.

Alternativprogramm

Da die Zeit des Sommerlagers aber auch eine Zeit der Gemeinschaft ist, wussten wir uns über andere Dinge zu freuen. Das gemeinsame abendliche Essen wurde zelebriert. Häufig wurde gegrillt. Es gab Burger, Steaks oder auch mal Nudeln vom Feinsten. Fahrradtouren ließen uns die Umgebung auf andere Art erkunden und ein Ausflug ins benachbarte Hubschraubermuseum brachte uns diese alles andere als lautlose Art des Fliegens näher. Ohnehin hat Bückeburg diesbezüglich eine besondere Bedeutung denn der nahegelegene Militärplatz, der 1948/49 von den Alliierten für die Luftbrücke nach Berlin genutzt wurde, ist heute ein Ausbildungszentrum für Hubschrauberpiloten.

Beziehungen zur Bundeswehr sorgten auch dafür, dass uns zwei Hubschrauber am Flugplatz Weinberg besuchten. Der Flugbetrieb gehörte zwischenzeitlich für eine Stunde dem „Drehflügler“. Dessen Pilot, Ausbilder Reinhard Loorz stellte uns ausführlich sein Fluggerät, einen Bell 206 JetRanger vor und beantwortete unsere neugierigen Fragen zu seiner langjährigen Fliegerkarriere. Außerdem kam uns noch ein Eurocopter EC 135 besuchen.

EC 135

Ausflüge per Motorflugzeug und Ultraleicht

Ja richtig, und irgendwie hatten wir selbst Fluggerät mitgebracht, dass alleine für seinen Vortrieb sorgt: unser zweisitziges Ultraleicht FK9 sowie unsere Motormaschine Regent, die Mitte der ersten Woche zur Freude vieler vom Wartungsbetrieb zurückkehrte. Die Maschinen waren meist vollbesetzt und häufig Richtung Nordseeinseln unterwegs. Einmal ging es auf die einzige deutsche Hochseeinsel Helgoland, die mit ihrer extrem kurzen Landebahn auf „der Düne“ einer der spannendsten Flugplätze Deutschlands ist.

Helgoland

Auch die Segelflieger profitierten von den motorisierten Freunden. Wenn schon die Thermik nicht trägt, wurde die Zeit genutzt, um die Berechtigung für die Startart Flugzeugschlepp zu erwerben oder aufzufrischen.

Da der „F-Schlepp“ den Vorteil hat, Segelflugzeuge auf jede gewünschte Höhe zu bringen, konnte mit dem Ausbildungsdoppelsitzer dann kontrolliertes Trudeln geübt werden, was immer wieder eine besondere Erfahrung ist.

Der Flieger findet immer einen Weg, sich eine gute Zeit zu machen und so war unser Fliegerlager in Bückeburg auch dieses Jahr nicht nur eine kühle Angelegenheit sondern auch ziemlich cool.