…klingt zwar wild romantisch, erweist sich im Segelflug aber als suboptimal. Sieht man das weiße im Auge eines anderen Piloten, ist man definitiv zu nah dran. Was dagegen hilft: eine aufmerksame Luftraumbeobachtung und Technik. Und die haben wir beim LSV in den letzten Jahren erneut aufgerüstet.
Wie ist das eigentlich mit der Kollisionsgefahr im Flugsport? Im Vergleich zur Straße ist die Anzahl der Verkehrsteilnehmer sehr überschaubar und da man sich in drei Dimensionen bewegt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich zwei Luftfahrzeuge gleichzeitig am selben Ort befinden, sehr gering. Da wir uns im Segelflug aber häufig gemeinsam in der Nähe unseres Flugplatzes aufhalten, ist es natürlich denkbar, dass sich die Wege einmal kreuzen. Dass man sich dabei zu nah kommt, ist auf jeden Fall zu vermeiden.
In allen Flugdisziplinen ist es deshalb Ausbildungsinhalt Nummer 1, den Himmel um sich herum aufmerksam zu beobachten. Keine Kurve wird eingeleitet, ohne vorab zu schauen, ob der Luftraum in der gewünschten Richtung frei ist. Wem dies nicht in Fleisch und Blut übergegangen ist, der ist noch nicht reif dafür, alleine zu fliegen.
Trotz allem ist es im Vergleich zum Straßenverkehr oft gar nicht einfach, andere Verkehrsteilnehmer auszumachen. Während man auf der Straße genau weiß, woher der Verkehr kommt, muss man sich im Flugzeug in alle Richtungen und sowohl oberhalb als auch unterhalb des Horizontes umschauen.
Auch wenn die aufmerksame Luftraumbeobachtung in den ersten 120 Jahren des Segelflugs reichen musste, ist es angenehm, dass einen die Technik diesbezüglich seit knapp 20 Jahren unterstützt.
Mehr als 90% der Kleinflugzeuge haben heutzutage ein FLARM an Bord. Dieses digitale Funkmodul zeigt dem Piloten auf einem kleinen Display die Richtung des nächsten Luftfahrzeuges an und ob sich dieses oberhalb, unterhalb oder auf gleicher Höhe befindet. Der erste Hinweis erfolgt frühzeitig in grün, kommt man sich näher, wechselt die Anzeige auf rot. Bei weiterer Annäherung ertönen dazu eindringliche Warntöne. So kann in jedem Fall rechtzeitig ausgewichen werden.
Das FLARM in unserer LS4, welches in allen unseren Flugzeugen verbaut ist.
Noch besser ist es aber, wenn man zusätzlich zur Anzeige im Cockpit das andere Flugzeug frühzeitig auch mit den eigenen Augen wahrnimmt. Gerade auf Gegenkurs ist dies häufig nicht einfach, weil sich die Silhouette eines anderen Flugzeuges relativ zu einem selbst kaum bewegt.
In der motorisierten Luftfahrt sind deshalb seither Navigationsleuchten und Blinklichter- sogenannte Strobes – gang und gäbe. Im Segelflug war dies bislang nicht der Fall. Hier steht einem kein Motor zur Verfügung, der die Bordbatterie auflädt. Mit ihrer begrenzten Kapazität wären diese mit der Beleuchtung des Flugzeugs schnell überfordert gewesen.
Abhilfe geschafft haben mittlerweile die sehr hellen aber stromsparenden LED-Lampen. Seit wenigen Jahren werden sie in Segelflugzeugen vorne im Cockpit unter der Haube platziert, weshalb man sie auch „Haubenblitzer“ nennt. Da diese vom Piloten aus gesehen vor dem Instrumentenpilz liegen, stören sie diesen nicht weiter und kommen mit ihrem kräftigen roten Blitzlicht auch nur bei der Landung zum Einsatz oder dann, wenn sich ein anderes Luftfahrzeug nähert. So wird die Batterie geschont und es ist nicht nötig, auf ein stärkeres Modell zu wechseln.
Sechs starke LEDs unter der Haube sorgen im Flug für ein besseres Gesehenwerden.
Unsere Piloten haben sich schon oft darüber gefreut, frühzeitig auf ein anderes Flugzeug aufmerksam geworden zu sein. Nicht ohne Grund ist mittlerweile fast unsere gesamte Segelflugzeugflotte mit Haubenblitzern nachgerüstet worden.
Ich schau Dir in die Augen kleines ist wirklich nicht nötig, wenn das Flugzeug schon frühzeitig „blinzelt“.