…ist doppelte Freude. Und die kann – wie schon jedes Kind weiß – nur in einem Doppelsitzer standesgemäß umgesetzt werden.
Freudig erging es am vergangenen Wochenende Pressereferent „Onkel Basti“, der den Ruf der Kinder seiner besten Freunde nach einer Lufttaufe vernahm, ausnahmsweise den Griffel fallen ließ, vom Schreibtisch aufstand und sich als Chauffeur der Lüfte verdingte.
Eigentlich war das Vorhaben schon für den Hochsommer geplant, aber da dieses Jahr etwas schusselig den September mit dem Juli vertauscht hatte, konnte es eben erst später losgehen. Der Sonntag lockte mit wolkenlosem Himmel, ruhiger Luft aber jahreszeitbedingt leider nur noch mit schwacher Thermik. Das schmälerte die Begeisterung von Anna-Lena und Joel aber keineswegs.
Für das Abenteuer durfte es nur das schnittigste Flugzeug sein und so kam unser Duo Discus zum Einsatz. Da unser Benni den Flieger vormittags für sein Type-Rating nutzte und zudem seine Passagierflugberechtigung erwarb – einen dicken Glückwunsch dazu! -, hieß es noch einen Moment Geduld bewahren.
Vor dem Flug wird erstmal der Fallschirm umgeschnallt und das Wichtigste erklärt.
Dann kann’s ja losgehen.
Mit weichen Kissen unter dem Hintern und fest verzurrt, ist es eigentlich ganz gemütlich.
Eine Runde im Kübel. Schließlich ist der ganze Flugplatz spannend!
Die Zeit wurde für eine Einweisung zum Verhalten am Flugplatz genutzt und natürlich wurde eine Runde mit dem „Kübel“ gedreht, um einen Blick auf die imposante Startwinde zu werfen und die Seile für den Start zu holen. Außerdem wurde die Kühltruhe mit den Eisvorräten verortet und fachkundig erleichtert. Dann wurde es langsam ernst.
Kinder im Segelflugzeug? Geht das so einfach? Bei der Regelungswut unserer Behörden muss man schon fast überrascht sagen: gar kein Problem. Genau wie in einem Verkehrsflugzeug gibt es für Passagiere in Kleinflugzeugen – motorisiert oder auch nicht – keine Altersgrenzen. Der Autor dieser Zeilen wurde bereits im Alter von drei Jahren von seinem Vater auf den Rücksitz der vereinseigenen ASK13 gepackt und konsequent mit dem Fliegervirus infiziert.
Das Kind sollte mit dem Flug aber einverstanden sein oder besser noch, Lust darauf verspüren. Dass es einen Fallschirm anlegen kann, ist eine gute Sache aber keine gesetzliche Pflicht. Genau wie beim Motorflug sind im Segelflug keine Fallschirme vorgeschrieben und somit optional, in der Praxis ist es aber Usus, einen dabei zu haben, alleine schon deshalb, weil die Sitze so konzipiert sind, dass man ohne Schirm nicht vernünftig darin sitzen kann. Und so nebenbei können Sie nützlich sein, auch wenn das in der langen Geschichte des LSV noch nie nötig war.
Joel war mit dem Flug jedenfalls mehr als einverstanden. Er konnte kaum erwarten, dass es los geht.
So gab es für die Kinder zunächst eine Sicherheitseinweisung vor dem Start. Erwachsenen erklärt man an dieser Stelle gerne die Instrumente und warum so ein Flugzeug fliegt, das war hier aber alles Mumpitz. Instrumente? Firlefanz! Wir wollen endlich fliegen. Am liebsten jeder vier mal! Wer zuerst? Gut, wenn man eine Münze dabei hat.
Also machte sich Joel zuerst auf die Reise. Kurz vor dem Start gab es doch etwas Bammel vor der Beschleunigung und dem steilen Aufstieg in den Himmel. Der Bammel löste sich jedoch direkt im Steigflug in pure Freude auf und die Sorge, dass wir den Flug abkürzen mussten, verflüchtigte sich.
Stattdessen gab es vom Rücksitz Begeisterung über die Perspektive und dass dort unten alle Menschen so klein seien. Zudem gab es Anfeuerung, ordentliche Thermik zu finden und oben zu bleiben. Das klappte zwar im ersten Anflug noch nicht aber so kam Anna-Lena bald zu ihrem ersten Start.
Erstmal ist Joel dran.
Dann aber Anna-Lena. Vor dem zweiten Start schon ganz routiniert. Der Chauffeur schnallt sich an und macht den Startcheck, während die Kleine bereits ihr Start-Grinsen aufgesetzt hat.
Später sollten es für beide noch längere Flüge sein. Die Thermik machte sich zwar rar, ein freundlicher Aufwind über der Seligenstädter Einhardschule brachte uns aber vorschriftsmäßig immer wieder nach oben.
So weit es klappte, wurde die weitere Umgebung des Flugplatzes erkundet, ein Schnellflug durfte nicht fehlen, denn wer mag nicht mal mit über 200 Sachen durch den Himmel sausen. Anschließend sanft hochziehen, weil es so schön im Bauch kribbelt. Das Lachen auf dem Rücksitz nahm jedenfalls kein Ende.
Beim Kreisen über dem Königssee und dem perfekten Blick auf die Schwimmer, wäre man an diesem heißen Tag am liebsten direkt reingesprungen. Hätte aber vermutlich Ärger gegeben. Haben wir also nicht gemacht. Stattdessen sind wir weich gelandet.
Dann doch lieber landen. Der wolkenfreie Himmel sorgte für knackige Temperaturen.
Nach der Landung auf dem Gator mitfahren ist jedenfalls lustiger, als den schweren Flieger zu bugsieren.
Dem Piloten hat es am Ende mindestens genau so viel Spaß gemacht, wie den Kindern. Die beiden haben sich phantastisch geschlagen. Während es Erwachsenen beim vielen Kreisen in der Thermik oder leichten Turbulenzen auch mal unwohl wird, war hier nichts davon zu spüren. Im Gegenteil: hier wollte keiner freiwillig wieder runter. Absolut astronautenreif!
Endlich mal einer am Steuer, der was vom Fliegen versteht!
Da muss „Onkel Basti“ vermutlich noch öfter ran. Zumindest so lange, bis die beiden 14 sind. Dann können sie nämlich selbst das Segelfliegen lernen.
Wer Neugier auf einen Rundflug hat – ob Groß oder Klein – kann jederzeit bei gutem Wetter zum Flugplatz kommen und uns ansprechen. Gegen einen kleinen Obolus können auch Vereinsfremde mit uns eine Runde drehen. Wir teilen unsere Freude gerne.