Am letzten Oktoberwochenende endete unsere Segelflugsaison. Traditionell kommen dann noch einmal viele Piloten zum Flugplatz und drehen letzte Platzrunden, um vor der 5-monatigen Winterpause Zellhausen noch einmal von oben zu sehen.
Während dies normalerweise am letzten Flugtag, dem Sonntag stattfindet, drängten sich die Piloten in diesem Jahr bereits am Samstag. Für den Sonntag war Dauerregen vorhergesagt. Die letzten Flüge wurden noch einmal in vollen Zügen genossen aber aufgrund des herbstlichen Wetters machte man schon vergleichsweise früh Feierabend.
Wer am Sonntag Dienst hatte, hätte sich nach dem Wecker Klingeln und einem Blick nach draußen am liebsten noch einmal im Bett rumgedreht, denn es gab den erwarteten Dauerregen. Selbst wenn es besser werden sollte, fliegt man bei so einem durchgeweichten Boden eher nicht. Trotzdem schließt man sich mit den Fliegerkameraden kurz und es gibt tatsächlich einen guten Grund, zum Flugplatz zu kommen: Jan hat Prüfung und möchte zum Saisonende seine Segelfluglizenz erwerben.
Ob das Wetter dafür taugt, weiß man mit Sicherheit immer erst vor Ort. Also geht es trotz allem raus zum Platz. Das Wetterradar sagt unverändert Dauerregen vorher, lediglich die Intensität kann wechseln. Also bleibt nur ein Rückzug oder man versucht es gegen alle Wahrscheinlichkeit trotzdem.
Mutig voran! Prüfling Jan (links) und Flugschüler Maxim, der mit dafür sorgte, dass Jan in die Luft kam.
Da der Nachmittag noch miserabler werden soll, entscheidet man sich, keine Zeit zu verlieren. Winde und Startleiterfahrzeug werden aus der Halle geholt und für den Flugbetrieb fertig gemacht. Der Prüfer macht den Spaß zum Glück mit und kommt zum Platz. Nach dem Check des Flugzeugs durch den Prüfling – dieser stellt bereits einen Teil der Prüfung dar – geht es zum Startplatz. Zum Programm gehören drei Flüge, einer davon endet zeitnah mit einer Startunterbrechung, welche der Schüler beherrschen muss.
Windendienst im strömenden Regen. Ein ausgesprochen seltenes Vergnügen.
Tatsächlich lässt der Regen kurzzeitig nach und man beeilt sich mit dem ersten Start, bei dem die Schulungsmaschine ASK21 bis kurz unter die Wolkengrenze geschleppt wird. Die Haube neigt in der feuchten Luft zum Beschlagen aber trotz allem absolviert Jan souverän ein kurzes aber solides Programm und landet kurze Zeit später wieder.
Schnell wird die Maschine zum Startplatz zurück geschleppt. Dort wartet das Team der Kollegen mit Ledern, um das Flugzeug nach Möglichkeit schnell vom Wasser an Rumpf und Tragflächen zu befreien und den nächsten Start zu ermöglichen, sobald die Wolken sich etwas lichten. Fliegen kann auch ein nasses Flugzeug aber da das Wasser auf den Tragflächen die Luftströmung verschlechtert, muss etwas schneller geflogen werden.
Die Gelegenheit zum Start ergibt sich nach einiger Zeit und weiter geht’s mit Flug Nummer 2. Die Winde beschleunigt rasch auf Vollgas, um den Flieger beim Start zügig aus dem aufgeweichten Boden heraus und in die Luft zu bringen.
Der letze Landeanflug. Am Nordende der Bahn stehen schon Pfützen.
Auch die zweite Runde verläuft problemlos. Bald ist man wieder am Boden und hofft auf ein weiteres kurzes Fenster für einen dritten Start. Das kommt dann auch nach einiger Zeit und es ist klar, dass jetzt die Startunterbrechung dran ist. Der Prüfer zieht in rund 150 Meter Höhe im Steigflug den Ausklinkknopf und Jan muss entsprechend reagieren. Nach einer verkürzten Platzrunde setzt er den Flieger am Südende der Bahn ein letztes mal auf. Prüfer und Prüfling müssen noch eine Weile im Regen warten bis sie samt Flieger zu den Hallen geschleppt werden.
Geschafft! Trotz Regens legte Jan eine einwandfreie Prüfung hin und strahlt als frischgebackener Scheinpilot.
Die Idee, dass noch weitere Piloten eine letzte Runde zum Jahresabschluss drehen, steht nicht mehr zu Debatte. Der Regen wird stärker und man sieht zu, sämtliche Ausrüstung so schnell es geht in die Hallen zu bekommen. Die Freude, dass es mit Jans Prüfung geklappt hat, ist groß. So hat sich der letzte Tag der Saison gelohnt und die Saison einen feuchten und fröhlichen Abschluss gefunden. Auch Fluglehrer Detlef muss zugeben, dass er so eine Prüfung noch nicht miterlebt hat.
Nichts wie ins trockene. Die Arbeit ist erledigt und der Flieger bekommt seine wohlverdiente Pflege.
Ein wenig Fleißarbeit bleibt für den frischgebackenen Scheinpiloten noch, denn der Flieger, der nach seinen Runden im Matsch entsprechend aussieht, muss noch gründlich gereinigt werden. Dann wird mit Freunden im Vereinsheim angestoßen.
Für Jan ging damit ein fliegerisch sehr erfolgreiches Jahr zu Ende. Trotz des miserablen Wetters im Fliegerlager hatte er seinen 50 km-Streckenflug absolviert und es wenige Wochen später beim Jugendvergleichsfliegen bis in den Bundesentscheid geschafft. Als einer der Top-Nachwuchspiloten war es fast schon überfällig, dass er nun endlich die Fluglizenz in den Händen hält.
Guten Gebrauch möchte er davon direkt im kommenden Winter machen, denn dann plant er den Erwerb der Ultraleichtlizenz. Das geht mit dem erfolgreich erworbenen Segelflugschein deutlich schneller. Der Verein gratuliert herzlich zu seiner erfolgreichen Saison!